Die Car-Sharing-Initiative für Zwickau
Über uns
Wir sind eine kleine Gruppe Zwickauer Bürger*innen, die sich im Frühjahr 2019 zusammenfanden, um Car-Sharing nach Zwickau zu holen. Manche von uns haben gar keinen eigenen PKW, weil sich die meisten Erledigungen zu Fuß, mit dem Rad oder mit dem ÖPNV bewältigen lassen, sodass ein PKW die meiste Zeit nur herumstehen und dennoch viel Geld „fressen“ würde. Gleichwohl gibt es durchaus auch Erledigungen oder Unternehmungen, für die wir uns ein Auto wünschen oder es sogar dringend benötigen. Andere von uns benötigen aufgrund von beruflichem Pendeln des*der Ehepartner*in immer mal wieder einen zweiten PKW.
Geschichte
Wir alle haben also persönliche Gründe, die uns dazu veranlasst haben, Car-Sharing nach Zwickau holen zu wollen. Zu diesem Zweck wandten wir uns an teilAuto, das bereits seit vielen Jahren Car-Sharing in Ostdeutschland betreibt. teilAuto schien uns insofern als sehr geeignet, als es sich um ein Car-Sharing-Unternehmen handelt, das nicht bloß dorthin geht, wo Car-Sharing für besonders viele Menschen attraktiv und somit für ein Unternehmen recht lukrativ ist – nämlich in die Großstädte –, sondern auch bereit ist, sein Angebot in kleineren Städten, teilweise sogar in Kleinstädten zu betreiben. Natürlich muss teilAuto als ein Unternehmen darauf schauen, auch tatsächlich Geld zu verdienen (jeder Betrieb muss dies tun). Aber gleichzeitig zeichnet es sich durch eine gewisse Gemeinwohlorientierung aus. teilAuto geht also einen Mittelweg und ist somit ein Car-Sharing-Unternehmen, das hervorragend zu der Notwendigkeit unserer Zeit passt, Kfz-Individualverkehr zu Gunsten von Klimaschutz und Lebensqualität zu reduzieren. Denn anstatt dass „der Markt“ so etwas regelt, sind es Unternehmen, die nicht bloß auf maximale Rendite schauen, sondern auch einen über das rein Betriebswirtschaftliche hinaus reichenden Horizont haben. Dennoch musste durchaus auch teilAuto überzeugt werden. Mit unserem Engagement und unserer Ernsthaftigkeit stellte dies jedoch keine Schwierigkeit dar.
Parallel zu ersten Gesprächen mit teilAuto wandten wir uns an die Stadt Zwickau. Und welch ein Glück, dass wir hier eine Wirtschaftsförderung haben. Denn zum einen war es auf diese Weise nicht schwer, eine geeignete Anlaufstelle ausfindig zu machen, und zum anderen stießen wir dort auf offene Ohren, die sich unseres Anliegens annahmen. Nun mögen manche vielleicht denken, dass so etwas doch selbstverständlich sein müsste und dass ebenso selbstverständlich eine Stadt wie Zwickau unbedingt „Car-Sharing-tauglich“ sei. Zudem sich dies mit einem Blick auf die Car-Sharing-Karte bei teilAuto (www.teilAuto.net) leicht bestätigt finden mag, als ja selbst so ein Städtchen wie Auerbach im Vogtland Car-Sharing-Standort ist. Andererseits gibt zu bedenken, dass vor ein paar Jahren – die meisten dürften das noch nicht einmal mitbekommen haben (wir auch nicht) – ein Car-Sharing-Angebot in Zwickau „den Bach hinuntergegangen“ ist. Es kommt eben nicht bloß darauf an, ein Angebot zu schaffen. Bedeutsam ist auch das Wie. (Und „am Ende des Tages“ kommt es natürlich auch sehr auf die Konsument*innen an – auch wenn manche Menschen zu glauben scheinen, dass Maßnahmen auf Seiten von Entscheider*innen ausreichten, damit etwas – wie beispielsweise unsere beschauliche Hauptstraße – gut ins Gedeihen kommt.)
Wie der Begriff bereits nahelegt, ist es vornehmliche Aufgabe von Verwaltung, die Dinge am Laufen zu halten, und wir können uns sicherlich alle glücklich schätzen, dass dies im Allgemeinen recht gut gemacht wird. Und auch wenn wir den Entstehungsprozess von Car-Sharing in Zwickau zwischen teilAuto und der Stadt überwiegend nur vom Rand her mitverfolgen konnten (bzw. brauchten), konnten wir doch feststellen, dass Verwalten ganz leicht eine Reihe von Aspekten berührt und somit schnell eine gewisse Komplexität annimmt. Raum für Neuerungen zu schaffen, ist also weder das Kerngeschäft von Verwaltung, noch eine Aufgabe, für die ein Federstrich ausreicht.
Wie gut und wie schön ist es da, dass es in dieser Verwaltung auch Stellen gibt, deren Kernaufgabe nicht das Verwalten, sondern das Schaffen bzw. Möglichmachen von Neuem ist und dass es bei der hierfür zuständigen Wirtschaftsförderung engagierte und begeisterungsfähige Menschen gibt. Gut, es ließe sich einwenden, dass das Car-Sharing-Projekt der Stadt nicht viel abverlangt. Bereitstellung von drei Stellflächen inklusive zugehörigem Verkehrsschild, erscheinen nun wirklich nicht als eine große Sache. Jedoch ist selbst dies nicht allein aufgrund oben erwähnter Komplexität keine Angelegenheit, die sich im Handumdrehen bewerkstelligen lässt. Denn PKW-Stellflächen genießen in unserer Stadt durchaus (noch) einen gewissen Heiligkeitsstatus. Es soll sogar einmal ein Stadtrat moniert haben, dass Car-Sharing PKW-Stellfläche wegnehme! (Tatsächlich spart Car-Sharing Stellfläche – denn schließlich nehmen Menschen an Car-Sharing teil, um sich eben nicht ein (oder noch ein) privates Kfz zu kaufen!)
Damit teilAuto das unternehmerische Risiko, das mit der Einrichtung eines neuen Standortes verbunden ist (immerhin drei neue Fahrzeuge, die dafür angeschafft werden mussten), auch einzugehen bereit ist, stellten sie die Bedingung, nicht auch noch eine Personalstelle oder gar ein Büro an dem neuen Standort einrichten zu müssen. Ziel war (und ist es immer noch), dass eine Institution (bspw. ein Betrieb bzw. ein städtischer Betrieb) die vor Ort anfallenden Aufgaben übernimmt (Anlaufstelle für Kund*innen, Fahrzeug-Betreuung). Dieses Ziel konnte noch nicht erreicht werden. Zwar bahnte sich kurz vor der Eröffnung des Standortes doch noch eine gewisse Möglichkeit an, aber am Ende entschieden wir uns, den Job doch lieber erstmal selbst machen zu wollen. Für einen Erfolg bedarf es immer etwas Herzblut. „Ja, mal schauen“ wäre kein gutes Omen.
So geht es nun weiter
So haben wir als Bürgerinitiative Autoteilen Zwickau erstmal die Aufgabe übernommen, für die Vor-Ort-Präsenz und für die „Hausmeistertätigkeiten“ an den Fahrzeugen zuständig zu sein. Was für ein Glück, dass auch Michael Karl, Betreiber des Unverpackt-Ladens „Mr. Cornfill“, bei uns mit eingestiegen ist! Denn mit dem Unverpackt-Laden haben wir nun sogar eine Anlaufstelle für Kund*innen und Car-Scharing-Interessierte, wie man sie sich nicht bessser vorstellen kann.
Neben der „Hausmeistertätigkeit“ und der Vor-Ort-Beratung sowie Offline-Anmeldung von Neukund*innen bei „Mr. Cornfill“ werden wir, wie es auch schon bisher der Fall gewesen ist, ein wenig Werbung für das Zwickauer Car-Sharing machen und in losen Abständen Stammtische anbieten, um euch Gelegenheit zu geben, mit uns in direkten Kontakt zu treten.
Darauf freuen wir uns schon. Und wenn ihr als teilAuto-Kund*innen mit den neuen Fahrzeugen pfleglich umgeht, dann wird uns selbst unsere „Hausmeisterfunktion“ nur wenig Arbeit machen, sodass unser aller Car-Sharing für uns alle nicht nur eine praktische, sondern auch eine schöne Sache wird.
Auf eine gute Zusammenarbeit!
Euer Team von Autoteilen Zwickau
November 2020
Zurück