Lohnt sich Carsharing?

Die Frage, ob sich Carsharing für jemanden persönlich lohnt, lässt sich nicht allgemein beantworten. Dies hängt sehr stark vom eigenen Nutzungsverhalten ab wie auch davon, welche anderen Mobilitätsformen (ÖPNV, Radfahren, Zu-Fuß-Gehen etc.) an die Stelle der Nutzung eines eigenen PKWs treten.
Auf dieser Seite wollen wir zur Beantwortung dieser Frage ein paar Entscheidungshilfen geben.

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Drei Grundregeln

Als grobe erste Orientierung hat der Bundesverband Carsharing e. V. (BCS, siehe Carsharing.de) „drei Grundregeln“ formuliert:

  1. „Vom Carsharing profitiert nur, wer mit dem Auto keine täglichen Wege zurücklegen muss. Braucht man das Auto beispielsweise für die Fahrt zu Arbeit, dann macht Carsharing meist keinen Sinn.
  2. Die jährliche Fahrleistung sollte 10.000 km — also rund 27 Kilometer pro Tag — nicht überschreiten. Bei höheren Fahrleistungen ist Carsharing oft teurer als ein eigenes Auto.
  3. Carsharing lohnt sich vor allem für jene, die auch Bus, Bahn und das Fahrrad nutzen können und wollen.“

Diese „Grundregeln“ liefern erste Anhaltspunkte, um die persönliche Nützlichkeit von Carsharing einzuschätzen. Allerdings gelten diese Grundregeln auch nicht uneingeschränkt. So kann sich Carsharing entgegen der Grundregel 1 durchaus auch für tägliche Fahrten lohnen. So beispielsweise wenn eine Familie ein Zweitauto benötigt, um die Kinder täglich irgendwo abzuholen. Für Pendler*innen indes lohnt sich Carscharing (bzw. ein stationsbasiertes Carsharing, so wie es teilAuto in Zwickau einrichten möchte) tatsächlich nicht, da das Teilauto für einen ganzen Tag gebucht werden müsste. Aber selbst in diesem Fall sind durchaus Konstellationen denkbar, wo es sich vielleicht doch lohnt (beispielsweise wenn man eine Fahrgemeinschaft gründet).
Diese Grundregeln können also nur eine erste, aber bloß sehr grobe Orientierung geben, und es lohnt sich in jedem Fall, sich erstmal über das eigene PKW-Nutzungsverhalten klar zu werden.

Kostenstruktur

Neben dem eigenen Nutzungsverhalten hinsichtlich PKW-Mobilität ist es auch wichtig, die Kosten eines eigenen PKWs auf der einen und die Kosten für Carsharing auf der anderen Seite zu ermitteln und in eine Form zu bringen, sodass sich beide miteinander vergleichen lassen. Ein bloßer Vergleich der Benzinkosten beim eigenen PKW mit den Kosten für eine einzelne Fahrt beim Carsharing reicht da nicht aus.

Das liegt auch daran, dass ein eigener PKW eine ziemlich andere Kostenstruktur als Carsharing hat. So machen beim eigenen PKW die Kosten, die während einer konkreten Fahrt entstehen (Benzinkosten), in der Summe lediglich einen kleinen Teil der Gesamtkosten aus. Den weitaus größten Anteil an den Gesamtkosten haben die „Nebenkosten“. Zu diesen zählen die Kosten für die Anschaffung des Fahrzeuges (Kaufpreis), für die jährliche Haftpflichtversicherung (die vorgeschieben ist), für die Kfz-Steuer sowie für die Werkstattbesuche (Reparaturen, Fahrzeuginspektionen und TÜV-Untersuchungen), aber auch der Wertverlust des Fahrzeuges. Addiert man diese Nebenkosten zusammen, so kommt man locker auf mehrere Tausend Euro. Dies auch dann, wenn man für die Berechnung lediglich einen Gebrauchtwagen zugrundelegt (hierzu werden wir später eine eigene Beispielrechnung vorlegen).

Diesen mehreren Tausend Euro stehen beim Carsharing Kosten in Höhe von weniger als 300,- Euro gegenüber! Denn anstelle der genannten „Nebenkosten“ sind beim Carsharing lediglich eine einmalige Aufnahmegebühr sowie (optional, aber sinnvollerweise) eine jährliche Absenkung des Kosten-Eigenanteils für selbstverschuldete Beschädigungen des Fahrzeuges zu bezahlen. Hinzu kommen noch die Aufnahmegebühr und die Kaution, und dies alles für weniger als 300,- Euro. Mehr nicht!

Dafür liegen beim Carsharing die Kosten für jede konkrete Fahrzeugnutzung über den reinen Benzinkosten eines privaten PKWs. So kostet beim Carsharing eine 2½-stündige Nutzungsdauer mit einem Kilometerverbrauch von 15 km laut einer Beispielrechnung von teilAuto (siehe auf teilAuto.net) 8,20 Euro (inklusive(!) Benzinkosten), während bei einem privaten PKW lediglich ca. 1,50 Euro an Benzinkosten anfallen würden.

Kostenflexibel mit Carsharing

Beim privaten PKW entsteht der größte Teil der Kosten also nicht dadurch, dass man das Fahrzeug benutzt, sondern bereits durch die Tatsache, dass man es überhaupt besitzt und fahrbereit hält! Und diese Kosten bleiben (weitest gehend) konstant, selbst wenn der PKW kaum benutzt wird. Beim Carsharing ist es genau umgekehrt. Hier entstehen die meisten Kosten erst durch die Benutzung eines Teilautos, wohingegen die Bereitstellungskosten (z. B. die monatliche Carsharing-Grundgebühr) nur einen sehr kleinen Kostenanteil ausmachen.

Wer also vom privaten PKW zu Carsharing wechselt, bewirkt damit eine Verlagerung der Kosten weg von der bloßen Bereitstellung hin zu den konkreten Benutzungen des Fahrzeuges. Dies hat Vorteile, aber auch Nachteile.
Ein Voreil liegt darin, dass sich beim Carsharing die Höhe der Gesamtkosten effektiv durch das eigene Nutzungsverhalten nach unten drücken lässt. Zwar verringern sich auch beim eigenen PKW die Gesamtkosten, wenn ich das Fahrzeug nur wenig benutze (weniger Benzinverbrauch, weniger Reparaturen), aber nur in einem viel geringerem Ausmaß. Dieses Merkmal ist beispielsweise auch für Menschen interessant, die sich lediglich alte Gebrauchtwagen leisten können und bei jeder anfallenden Reparatur vor der bangen Frage stehen, wie sie das Geld für diese aufbringen sollen. Möglicherweise müssen sie in einer solchen Situation vorübergehend völlig auf PKW-Mobilität verzichten, bis sie sich die Fahrzeugreparatur wieder leisten können. Beim Carsharing hingegen würden erst gar nicht solche hohen Reparaturkosten entstehen. Und im Falle eines Haushaltlochs ließen sich die Kosten für die eigene PKW-Mobilität viel effektiver und zugleich flexibler nach unten regulieren, ohne völlig verzichten zu müssen.
Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass es beim Carsharing mit nur geringen Kosten verbunden ist, sich selbst PKW-Mobilität überhaupt zu verschaffen, während dies beim eigenen PKW aufgrund der hohen Anschaffungskosten weitaus kostenintensiver ist.

Auf Carsharing.de findet sich ein gober Kostenvergleich zwischen einem eigenen PKW und Carsharing. Die dortige Beispielrechnung weist die monatlichen Kosten der Nutzung eines eigenen PKW mit 442,- Euro aus, wohingegen die Kombination Carsharing mit dem ÖPNV mit 361,- Euro veranschlagt wird. In gesonderten Beiträgen werden aber auch wir noch genauer auf die Frage des Kostenvergleichs eingehen.

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  • Beitrag veröffentlicht:16. Juni 2019